SARDINIEN (5 FREUNDE TOUR) 2016

60KM VON BAUNAI NACH CALA GONONE

IDEE UND PLANUNG

 

Da in meinem Freundeskreis die Begeisterung zum Wandern nicht erst geweckt werden musste, war mein ständiges Gerede vom Fernwandern nur der endgültige Auslöser, eine gemeinsame Outdoor Woche in Angriff zu nehmen. Terminlich waren wir auf die letzte Aprilwoche festgelegt, weshalb es zwecks Temperaturen in Richtung Süden gehen musste. In einer gemütlichen Abendrunde fiel die Entscheidung auf das schöne Sardinien, woraufhin eine eher grobe Routenplanung auf outdoofactive.com folgte. Wir wollten ca. 5 Tage wandern und die dabei recht überschaubare Distanz von ca. 60km zurücklegen, damit auch die Urlaubs-Entspannung nicht zu kurz kommt.

 

Unsere größte Sorge bei der Planung war die Versorgung mit Wasser, da dies auf Sardinien ein rares Gut ist. Wir hofften daher, dass die eingezeichneten Strandbars - außerhalb der Saison - schon geöffnet haben und die Bäche und Flüsse noch Wasser führen. Dafür hatten wir zusätzlich den Wasserfilter (Platypus Gravityworks) dabei, der aufgrund des Wassermangels - denn die Flüsse und Bäche zeigten leider doch schon ihr leeres Bett - jedoch nie zum Einsatz kam. Umso mehr Glück hatten wir, dass die Strandbars sich gerade für die Sommersaison präparierten und wenigstens schon Getränke und teils auch Sandwiches zum Verkauf anboten. Zur Verpflegung hatten wir uns sonst ausschließlich mit überteuerter Tütennahrung aus dem Outdoorladen, und natürlich mit haufenweise Müsliriegel und anderen Energiespendern eingedeckt.

start der TOUR in BAUNAI

TAG 1

Wir sind mit dem Flugzeug nach Cagliari, im Süden von Sardinien, geflogen und haben uns dort für den ersten Abend eine Wohnung über AirBnB gemietet. Da wir recht spät gebucht hatten, war unsere Unterkunft entsprechend schäbig, dafür aber die Gastgeber umso herzlicher – stellten uns sogar ein paar Snacks und was zum Frühstücken bereit. Am nächsten Morgen ging ein Teil der Gruppe noch Gaskartuschen kaufen. (Das „Drama“ dazu ist im Artikel ERROR zu lesen.) Der Rest wanderte zum Busbahnhof, um sich um die Tickets zu kümmern. Als dann alle rechtzeitig zur Abfahrt des Busses dort waren, ging es in einer ca. 4 Stunden langen Fahrt (mit einmal Umsteigen) nach Baunai. Die Busse auf Sardinien fahren nicht sonderlich häufig, aber waren alle immer pünktlich und in gutem Zustand. In Baunai kehrten wir erst einmal in das einzige geöffnete „Restaurant“ ein, um uns nochmal zu stärken und unsere Wasservorräte aufzufüllen.

 

Unsere Erste Etappe führte ca. 10km bis zum Restaurant mit Campingplatz Golgo. Der Weg, der dorthin führt, ist kein Wanderweg sondern geht ausschließlich über eine asphaltierte Straße. Aufgrund einer kleinen „Missinterpretation“ der Karte verlängerten wir unsere Etappe mit einem kleinen Ausflug durchs Dickicht, bis wir letztendlich doch alle der Meinung waren, wohl vom Weg abgekommen zu sein. Gegen frühen Abend kamen wir am Zeltplatz an, bauten unser Lager auf und schlemmten im Restaurant. Die Nacht war erstaunlich kalt und windig, so dass ich mich leider nicht wirklich gut erholen konnte.

TOUR ZU CALA GOLORITZE

TAG 2

Am morgen von Tag zwei war nach den ersten Sonnenstrahlen nichts mehr von der Kälte der Nacht übrig und ein wunderbarer Tag stand uns bevor. Wir liefen zuerst zum 1,6km weit entfernten Campingplatz Su Porteddu, um uns dort mit dem Personal über die Pläne unserer nächsten Tage zu unterhalten. Sie gaben uns wenig Hoffnung, dass wir irgendwo noch Wasser aus Bächen benutzen können und waren sich auch nicht sicher ob die Standbars schon geöffnet haben, da Saisonbeginn jährlich erst im Mai ist.

 

Jedoch stand für den heutigen Tag sowieso der Marsch zum Naturdenkmal Cala Goloritze an. Der Strand ist besonders für die 100m hohe Felsnadel L'Aguglia  bekannt, die auch bei Freeclimbern sehr beliebt ist. Wir entschieden uns nicht für den direkten 3,5km langen Weg, sondern liefen einen großen Bogen zu Punta Salinas. Die extra Kilometer waren  bestens investiert, da der Ausblick auf Cala Goloritze und die Felsenküste Sardiniens atemberaubend war. Nach einer Mittagspause mit Nickerchen ging es abwärts zum Strand, um uns von Nahem noch ein Bild machen zu können. Bei unserer Ankunft war es dann aber doch schon recht spät, daher konnten wir dort nicht mehr so lange verweilen, um den Campingplatz nicht erst im Dunklen zu erreichen. Der Weg mit seinen ca. 470 Höhenmetern führt vorbei an Felsenhöhlungen, die früher von Hirten genutzt wurden. Diese Etappe legten wir nur mit leichtem Gepäck zurück, da wir den Großteil unserer Ausrüstung praktischerweise beim Campingplatz zwischenlagern konnten.

AUF NACH CALA SISINE

TAG 3

Die Warnung des Zeltplatz Personales nahmen wir ernst und deckten uns pro Person mit ca. 4 Liter Wasser ein. Für den Fall, dass wir bis zu unserem nächsten Etappenziel Cala Sisine nicht an Wasser gekommen wären, hätten wir noch genug Reserve gehabt, um am nächsten Tag die 16,5km bis zum Zeltplatz wieder zurück zu laufen. Der Weg war eine unbefestigte Straße, auf der man sonst nur mit Geländewagen fahren sollte und führte uns durch sehr trockenes, aber dennoch viel grünes Gelände. Die letzten zwei Drittel liefen wir parallel zu einem ausgetrockneten Flussbett, dessen Anblick uns jegliche Träume an frei verfügbares Trinkwasser zerplatzen ließ. Wir pausierten wieder in einer unglaublichen Felskulisse, nur dass wir diesmal nicht darauf hinab sahen, sonder hinauf und mitten darin waren.

 

Kurz vor unserem Etappenziel Cala Sisine konnten wir Treiben an der Strandbar wahrnehmen und freuten uns, dass wir uns hier mit Wasser für weitere Etappen eindecken können. Den Preis pro Liter habe ich verdrängt, er war jedoch weit von einem Schnäppchen entfernt. Nach kurzer Rast an der Bar machten wir uns auf zum menschenleeren Sandstrand und schlugen unser Lager auf. Den weiteren Tag verbrachten wir mit Erkundungen, Wildschweine beobachten, Feuerholz sammeln und einem - temperaturbedingt - sehr kurzen Bad im Meer.

AUF DEM WEG NACH CALA LUNA

TAG 4

Nach einer entspannenden Nacht mit Meeresrauschen fiel es schwer unseren traumhaften Strand zu verlassen, jedoch sollte uns mit Cala Luna eine noch schönere Bucht mit Strand erwarten. Der knapp 10km lange Weg dorthin stieg mit 600 Höhenmetern erst mal steil an, um uns weiter oben erneut  traumhafte Ausblicke zu bescheren. Beim Aufstieg lief jeder sein eigenes Tempo und wir trafen uns für eine kleine Pause am höchsten Punkt, wo wir unsere Kraftreserven mit Riegeln auffüllten.

 

Wir drei Jungs liefen anschließend etwas voraus, sangen lauthals Lieder und waren guter Dinge, bis wir uns nach einer Weile doch etwas wunderten wo unsere beiden Mädels blieben. Nachdem wir eine Weile warteten und fleißig die Karte studierten, dämmerte es uns, dass wir vermutlich falsch abgebogen waren. Als eine der beiden - Lilia - dann um die Kurve kam und uns zurück pfiff, mussten wir feststellen, dass wir mal schön 2km vom Weg abgekommen waren. Alle wieder versammelt, entschlossen wir uns nun besser mal beieinander zu bleiben.

 

Wenig später kamen wir  zu einem absoluten Naturhighlight Sardiniens: Dem Arco di Lupiru. Hierbei handelt es sich um eine senkrechte „Scheibe“ aus wenigen Metern dickem Gestein, die mittig ein großes, kreisrundes Loch ziert. Ein perfekter Ort zum Verweilen, Kraxeln und Genießen der einmaligen Aussicht.

 

Nach weiteren 2,6km waren wir dann an unserem Etappenziel Cala Luna angekommen und konnten uns darüber freuen, dass die Strandbar auch hier schon im Probebetrieb war. Diesmal gab es zur Cola sogar Sandwiches aus leckerem Italienischen Brot, belegt mit luftgetrocknetem Schinken, Parmesan und Olivenöl. Der Strand war, bis auf ein weiteres Zelt, wieder menschenleer und wir suchten uns ein schönes Plätzchen am Rand um unser Lager aufzuschlagen.

PAUSENTAG in CALA LUNA

TAG 5

Aufgrund unserer großzügigen Planung legten wir an Tag 5 eine Pause ein. Die Versorgung (auch mit Toilette und Dusche) war durch die Strandbar gesichert und wir nutzten den Tag um den Strand mit seinen großen Aushöhlungen im Fels zu erkunden. Über den Tag verteilt kamen vermutlich nicht mehr als 20 Leute an den Strand. Zur Hochsaison kann man hier von Cala Gonone mit dem Schiff anreisen und dann war es das mit der Ruhe. Daher freuten wir uns diesen schönen Ort fast nur für uns zu haben. Abends kam noch ein Pärchen vorbei, die auch von Cala Sisine kamen, jedoch nicht wie wir über den Hügel, sondern kletternd über die Steilküste. Beide waren extrem ausgelaugt von der anstrengenden Tour und riefen sich ein privates Wassertaxi, das sie bei Dämmerung noch abholte.

ANKUNFT IN CALA GONONE

TAG 6, LETZER TAG ZU FUß

Tag 6 sollte unsere letzte Etappe werden und nach nur knapp 6km und einem Anstieg von 200 Höhenmetern waren wir recht schnell bei unserem Zwischenziel Cala Fuili. Da der Strand nah am touristischen Cala Gonone liegt und Parkmöglichkeiten vorhanden sind, war es hier dementsprechend voll. Trotzdem nutzten wir noch einmal die Gelegenheit für ein erfrischendes Bad und schmökerten in der Süddeutschen, die Tobias schon die ganze Zeit mich sich getragen hatte. Nach ein paar Stunden Strand setzten wir zum finalen 4km Marsch nach Cala Gonone an. Vor Ort stellte sich heraus, dass es sehr zentral einen Campingplatz gibt, wo wir unser letztes Lager aufschlugen, um anschließend die (nicht sonderlich hübsche) Touristadt zu erkunden und eine riesengroße Pizza zu verdrücken.

ABSCHLUSS DER REISE

 

Tag 7 führte uns mit dem Bus wieder nach Cagliari wo wir uns wieder eine Wohnung über AirBnB gebucht hatten - Diesmal jedoch ein absoluter Volltreffer. Eine riesige Altbauwohnung in zentraler Lage mit der größten Dachterrasse aller Zeiten. Sorry, dass der Fußball auf dem Nachbardach gelandet ist...

 

An Tag 8, dem Tag unserer Abreise wurden wir noch Zeuge des traditionellen Trachtenumzuges „Festa di Sant’Efisio“, der sich durch die komplette Innenstadt von Cagliari schlängelt. Ein unglaubliches Schauspiel aus von Ochsen gezogenen und mit Blumen geschmückten Kutschen, unterschiedlichen Kapellen und Tanzgruppen. Wir sahen uns das bunte Treiben eine Weile an, bis wir dann Richtung Flughafen mussten, um die Heimreise nach einer schönen und ereignisreichen Woche anzutreten.

Ré­su­mé

 

Sardinien ist eine tolle Insel mit tollen Menschen. Jeder war super freundlich und hilfsbereit zu uns, was wir sehr schätzten. Landschaftlich haben wir natürlich nur einen kleinen Eindruck von der Insel bekommen, da wir nur im gebirgigen Ostteil unterwegs waren. Aber alleine dieser ist mehr als eine Reise wert. Wenn ihr längere Strecken auf Sardinien zurücklegen wollt, ist die Planung der Wasserquellen essentiell, da natürliche Quellen schon früh im Jahr ausgetrocknet sind. Im Nachhinein würde ich sagen, dass unsere Reisezeit mehr als perfekt war. Der Massentourismus hatte noch nicht eingesetzt, es war warm, aber nicht unerträglich heiß und die Strandbars waren zumindest so weit geöffnet, dass es die Möglichkeit gab Wasser zu fassen. Die zurückgelegte Strecke lag weit unter unseren Möglichkeiten, aber da wir als Gruppe von Freunden unterwegs waren, lag der Fokus auf dem gemeinsamen Erlebnis, Zeit in der Natur zu verbringen und diese zu genießen. Check!

IMPRESSIONEN

Hiermit möchte ich mich noch ganz herzlich bei Marcel für die wundervollen Bilder bedanken.

© 2018 TRAIL & ERROR | IMPRESSUM | DISCLAIMER I DATENSCHUTZ

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